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  • Susanne Turra

NACHWUCHS GESUCHT!



Im Galopprennsport Schweiz

fehlt es an jungen Jockeys

Verfasst von Susanne Turra


Als erstes gleich eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute zuerst? In der Schweiz gilt ab sofort das Peitschenverbot. Der Einsatz der Peitsche zum Antreiben der Pferde wird damit untersagt. Und die schlechte? In der Schweiz fehlt es an Nachwuchs im Pferderennsport. Genau genommen bei den Galoppern. Und das so sehr, dass der Verein «Galopp Schweiz» der Fachhochschule Graubünden diesbezüglich kürzlich einen Projektauftrag erteilt hat. Thema: «Pferderennsport in der Schweiz – wie kann man ihn fördern?» Die Analyse erscheint Mitte Juni.


«Ich verspreche mir einiges davon», betont René Leiser, Präsident von «Galopp Schweiz» im Gespräch mit der «Bündner Woche». «Ich hoffe, die jungen Studentinnen und Studenten haben ein paar gute Ideen.»


Es ist Freitagnachmittag, Mitte März, im «Swiss Heidi Hotel» in Maienfeld. Ideen hat auch er einige. René Leiser. Beispielsweise ist der Ponyrennclub seit zwei Jahren dem Verein «Galopp Schweiz» unterstellt. Und hier ist ja auch der Punkt. Denn eigentlich sollen die Kinder ja auf den Ponys das Reiten lernen, später auf Pferde umsatteln und dann mit einer Amateurlizenz oder professionell als Jockey arbeiten. Eigentlich. Die Realität sieht anders aus. Im 2016 verzeichnet die Schweiz ungefähr 330 Rennpferde im Training. Galopper. Heute sind es noch rund 200. Zahlen, die zu denken geben. Zweifelsohne sind sie auch ein bisschen der Überalterung geschuldet. Die Besitzerinnen und Besitzer werden älter. Und damit immer weniger. Weiter ist der Pferderennsport kein Breitensport. «Das Ganze ist mit hohen Kosten verbunden», gibt René Leiser zu bedenken. «Und mit grossem Engagement.»





Das Wohl des Rennpferdes

Bei den Trabern ist es gut geregelt. In Avenches wurde eine Traberschule eröffnet mit rund 40 Ponys. Bei den Galoppern sieht es anders aus. Noch. Ein grosses Ziel von «Galopp Schweiz» wäre es, eine Galopperschule zu eröffnen. Vielleicht in Dielsdorf. «Aber das ist nicht so einfach», so René Leiser. «Immerhin muss das Ganze auch finanziert werden.» So oder so. Die Zeiten haben sich geändert. «Früher bist du als Kind einfach in einen Stall gegangen und ein bisschen geritten. Und entweder hattest du das Talent, ein Rennpferd zu reiten, oder eben nicht», erinnert sich René Leiser. Er war selber aktiver Jockey. Und er ist heute noch im Besitz von vier Rennpferden. Auch bei den Kindern ist die Liebe zu den Pferden heute noch da. Aber das Interesse für den Rennsport fehlt. Der Ehrgeiz. Der Durchhaltewille. Kommt dazu, dass das Angebot an Sport für die Kinder mittlerweile ganz einfach zu gross ist. Fussballspielen oder Turnen im Turnverein ist natürlich auch kostengünstiger und weniger aufwendig. Und so möchte «Galopp Schweiz» künftig mehr Trainingstage anbieten. Kinder sollen ausprobieren und schnuppern können. Aktive Jockeys kennenlernen. Ihnen nacheifern. Und dereinst – wer weiss – vielleicht sogar ihr Trikot tragen. Und sie sollen, zusammen mit ihren Eltern, aufgeklärt werden über die Beziehung des Menschen zum Tier. Oder, im konkreten Fall, des Jockeys zum Pferd. Denn das Wohl des Rennpferdes steht immer noch an oberster Stelle. Dies in Bezug auf Doping, Peitsche, Ausrüstungsgegenstände, Startboxen, Alter, Haltung, Verletzungen, tierärztliche Betreuung am Renntag und das Leben nach der Rennkarriere.





Eine dreijährige Berufslehre

Zurück zum Nachwuchs. Hier ist es vor allem der männliche Nachwuchs, der fehlt. Und das hat seinen Grund. Ein Jockey muss viele Auflagen erfüllen. Unter anderem darf er nicht zu gross und nicht zu schwer sein. Wie auch immer. Ob weiblich oder männlich. Ein Jockey muss körperlich fit, diszipliniert und zielorientiert sein. Und viel Einfühlungsvermögen für das Pferd mitbringen. Es wird zwischen Berufsrennreiterinnen und -reitern und Amateurreiterinnen und -reitern unterschieden. Erstere haben in der Regel eine diesbezügliche Grundausbildung absolviert. Eine Berufslehre als Jockey? Das gibt es tatsächlich. «Galopp Schweiz» bietet eine dreijährige Grundausbildung zur Pferdefachperson EFZ in der Fachrichtung Pferderennsport an. «Das ist eine äusserst spannende und herausfordernde Ausbildung», betont René Leiser. «Da ist man schon mal frühmorgens oder spätabends noch im Stall.» Die Pflege eines Rennpferdes, allgemeine Stallarbeiten und Rennpferde nach Anweisung der Trainerinnen und Trainer zu trainieren, gehören zum Alltag. Ab dem 2. Lehrjahr dürfen die Absolventinnen und Absolventen Rennen reiten. Nach abgeschlossener Ausbildung werden sie zur Berufsrennreiterin oder zum Berufsrennreiter und nach 50 gewonnenen Rennen zum männlichen oder weiblichen Jockey. Wer das geschafft hat, kann sich daraufhin bei verschiedenen Ställen bewerben. Auch im Ausland.


Zurück nach Maienfeld. «Auch dieses Jahr werden anlässlich der Pferderennen im Oktober wiederum Ponyrennen in Maienfeld stattfinden», betont Conny Ammann, Präsidentin des Rennvereins Maienfeld/Bad Ragaz. «So können Kinder und Eltern wieder in die Welt der jungen Jockeys reinschnuppern.»


Informationen unter www.galopprennsport.ch.

Die Pferderennen Maienfeld/Bad Ragaz werden am 6. und 13. Oktober auf dem Maienfelder Rossriet durchgeführt. Informationen unter




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